06.-12.02.2007 - Cortison

Toby im Spital

Das rechte Bein war samt Hüfte seit einigen Wochen unbeweglich. Lästig, wenn man so gar nicht mehr gehen kann. Selbst der Gang zum Klo wurde ne echte Strapaze. Da ich ja schon Cortison in Tablettenform seit Sylvester hatte und nach dessen Ausschleichen nun eine Verschlechterung eintrat, war es Zeit, ins Spital zu gehen und Cortison als Infusion einzufahren, um eine größere Schädigung zu vermeiden. Mein Ziel: Autofahren - das ging nämlich letztendlich gar nicht mehr. Also ab zum Neurologen, der wollte mich nach Damp schicken, ich gab ihm den Tip mit Malente, wo wir mit der Selbsthilfegruppe schon zweimal zu einem Vortrag zum Thema MS waren. Der Doc war dankbar für den Tip, noch eine andere MS-Kapazität kennenzulernen. So ging es dann am Mittwoch Morgen ganz früh nach Malente in die August-Bier-Klinik. Im Rollstuhl wurde ich an der Tür abgeholt und ab Donnerstag früh gab es für 5 Tage jeweils 1000mg Cortison intravenös - Die bekannte Schocktherapie bei Schüben. 

Am Donnerstag Mittag wurde ich nach Kiel gefahren, zum MRT, Magnet-Resonanz-Tomographie (auch bekannt als Kernspin-Tomographie). Dabei kam heraus, daß ich seit 2003 im Kopf wohl keine bis wenig neue entzündliche Herde habe, aber im Spinal-Kanal (Rückenmark) gab es diverse Neue. Leider kann ich auf den Bildern so garnix erkennen. 

Am Freitag Vormittag war ich im Hause zu neurophysiologischer Diagnostik: digitale Elektroencephalographie (EEG), Elektromyographie (EMG), Elektroneurographie (ENG), Ableitung Evozierter Potenziale: Akustisch evozierte Potenziale (AEP), Visuell evozierte Potenziale (VEP), Somatosensibel evozierte Potenziale (SSEP) und Motorisch evozierte Potenziale (MEP) - hört sich wild an, aber im wesentlichen bekommt man nur einige Elektroden angestöpselt (Kopf, Arme, Beine) und läßt Messungen über sich ergehen. Einmal isses bissl unangenehm, wenn kleine Magnetschwingungen in die Arme und Beine "geschlagen" werden, damit die Übermittlungszeit des Nervs gemessen werden kann. Zuckt lustig und knackt ein wenig in den Gelenken. Dann muß man zwischendrin noch auf ein sich bewegendes Schachbrettmuster schauen und nach ner guten Stunde ist man durch damit. Am Nachmittag gab's einmal Physiotherapie (Krankengymnastik) und die Dame konnte nix anderes als feststellen, daß mein rechtes Bein verdammt am Ende ist.

Ehe ich nun die Bilder meines Zimmers vorführe, noch ein paar Worte zur Hege und Pflege allgemein: 

Ärzte und Pflegepersonal auf meiner Station (St. IV) waren echt toll! Das Essen so "lala" (hey, ich hatte Reduktionskost mit 1400kcal - auf eigenen Wunsch, ich Depp. Das war dann morgens das Vollkornbrötchen und ne Scheibe Knäckebrot mit ein wenig fruchtartigem Brotaufstrich und je ner Scheibe Wurst und Käse, ein Stück Obst als 2. Frystyk, Mittags nur die halbe Portion, dafür salzarm, und Abends dann noch mal 2 Scheiben Brot mit wat op). 

Etwas komisch war mir, als ich hörte, daß es mit der letzten Cortisongabe am Montag (dem Entlassungstag) ein Problem gäbe: Die Apotheke hätte Lieferschwierigkeiten - und daß bei Cortison, einem oft eingesetzten Mittel!!? Wie geht das denn bitte??? Cortison soll man morgens zwischen 0600 und 0800 geben, wenn der Körper mit der eigenen Produktion beginnt und nicht, wenn die Apotheke meint, ihre ostzonalen Versorgungsengpässe behoben zu haben (Eine Gegendarstellung nehme ich gerne auf: toby@hansti.de )! Nun denn, Mittagessen am Montag, danach Corti und ab nach Hause.

Jedenfalls kann ich nun das rechte Bein wieder ein wenig heben, den Fuß bewegen, und ich hoffe, auch in Bälde wieder selber meine Fahrzeuge pilotieren zu können.

Achja: Die Ärzte vor Ort rieten zu einer neuen Therapie mit Tysabri (Natalizumab), das die Schubrate bis zu 70% senken kann und das Problem an einer anderen Stelle angeht (Blut-Hirn-Schranke schließen). Leider gibt es noch keinerlei Erfahrungen mit dem Zeug im Norden, sodaß ich vermutlich der erste hier bin und somit als "Versuchskaninchen" dienen werde. Mach ich aber gerne (dient mir ja im Endeffekt); auch wenn ich weiß, daß es im Vorab-Test in Zusammenwirkung mit meinem jetzigen Medikament (Avonex) und einem Virus, den 75% aller Menschen in sich tragen, zu drei Todesfällen kam.

Showtime:

Jeden Tag immer alles aufgegessen - Der Hunger treibt's rein!

Was es da gab, läßt sich nicht mehr erahnen. Jedenfalls keine Schoki, Chips oder Cola - Die ganzen Tage nicht...

Seeblick nicht für mich. Ich durfte nur auf Ferienpensionen glotzen. Da ich eh meist lag, war mir das dann auch egal.
Mein ständiges Fahrgerät vor Ort.
Das Zimmer an sich: Im dritten Stock ganz oben, daher die Dachschräge.
Steckdosen für Strom, Telephon, Radio. Lampe.
Der Schrank - Mir wurde angeraten, alles schön zu verschließen - Diebstahlgefahr. Mein Schrank war wohl die Woche zuvor fällig gewesen. Die untere Türhalterung zeugt noch von den Aufbruchspuren. 

 

 

Wer braucht 20.000 Kleiderbügel?

Das Bett von Herrn D. Iceman, einem korrekten 60er. 
Mein Beautycase.
Das Pflegezeug an der Wand; Toilette übern Hof; nur eine Dusche auf der Station. Naja, ging grad so für die paar Tage...
Unterschiede im Bettenbau.
Getränke am Bett
Meine Leselektüre - Sauinteressant! 

Mobiltelefon wurde toleriert. 

Bismarkpullerwasser, Kirschsaft, und die Schlaftablette wartet schon (in dem kleinen, blauen Dings)
Nicht viel dabei - Wozu auch, bei fünf Tagen...
Diese langen Streben sind ein Rausfallschutz, den ich mir auf der anderen Seite Entfernen ließ.
Ööööäääh....
Hier ein Clip. Die Auswahl an Radiosendern soll hiermit angeprangert werden.