Bericht an den Probsteier Herold Duschanbe, Tadschikistan, den 02.11.2004
Hier mein kleiner Reisebericht, den ich auch an den Probsteier Herold (DAS Zentralorgan der Schönberger Zeitungsleser) sandte: |
Die
ultimative Verwertung des Probsteier Herolds in Tadschikistan… Als Schönbergerin im Diplomatischen Dienst lese ich natürlich regelmäßig den Probsteier Herold, um über alle Geschehnisse in der Heimat informiert zu sein (besonders interessieren mich da die Geburts-, Heirats- und Todesanzeigen!). Momentan befinde ich mich mit meinem südafrikanischen Mann Bruce auf Posten in der Hauptstadt Tadschikistans, Duschanbe. Tadschikistan liegt in Zentralasien und grenzt an Afghanistan im Süden, China im Osten, Kirgisistan im Norden und Usbekistan im Westen. Es ist ein sehr ärmliches Land, das nur durch internationale Unterstützung und vermehrt leider auch durch schmutziges Geld aus dem Drogenschmuggel langsam vorwärts kommt. Nun stand endlich Ende August ein Antrittsbesuch meiner Eltern Peter und Monika Köhn an, die mit einem dicken Bündel Probsteier Herolde im Handgepäck hier eintrafen. Ich hatte mir etwas ganz besonderes ausgedacht: eine Rundreise durch das Pamir-Gebirge! Dieses beheimatet einige
der höchsten Berge der Welt (Siebeneinhalbtausender!) und ist touristisch
kaum erschlossen. Mit unserem Mitsubishi Pajero (und den Herolden im Gepäck)
machten wir uns 2 Tage nach Ankunft meiner Eltern rasch auf die Reise, fürchteten
wir doch einen plötzlichen Wintereinbruch in 4000m Höhe und ein damit
verbundenes Festsitzen in den Bergen bis Mitte Mai nächsten Jahres… Wir fuhren zunächst
Richtung Süden, entlang der afghanischen Grenze. Fasziniert beobachteten
wir Männer und ihre Esel, die auf steilen Felspfaden abenteuerlichster
Art scheinbar planlos in der Gegend herumwanderten – kein Dorf weit und
breit in Sicht (über mindestens 40 km!), nur Berge und der tückische
Grenzfluß Pjandsch. Glücklicherweise ist die
Gegend dünn besiedelt, so dass wir die Bekanntschaft mit den ersten
„Donnerbalken“ (ja, ich rede tatsächlich von Plumpsklos – dazu später
mehr) erst nach einem mühsamen Aufstieg über mehrere Bergpässe auf 3800
m machen mussten. Hier erwartete uns eine Unterkunft der besonderen Art,
ein Privathaus in der 300 Seelen Gemeinde Bulunkul. Jede Familie dort hält
wild auf der Ebene grasende Jaks und Pferde, lebt entweder nur im Sommer
dort in Jurten oder auch im Winter in festen Häusern. Nun, fließendes Wasser
gab es dort nicht – ein WC schon gar nicht. Lediglich eine eigens für
die Hausgäste zusammengezimmerte Holzbude mit Loch im Boden. Da wir uns
bis dahin hauptsächlich von mitgebrachten Dosen ernährt hatten (Ein
herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Firma Aldi im Eichkamp, die mir
schon seit Jahren problemlos die Mehrwertsteuer für die exportierten
Waren erstattet und uns auch auf dieser Tour mal wieder gut bei Laune
gehalten hat!), blieben wir bis zu diesem Zeitpunkt von dem sehr häufig
auftretenden „flotten Tadschiken“ (= Montezuma's Rache) weitgehend
verschont. Nun, 1 x Jakfleisch in Brühe und saurer Jakjoghurt mit trockenem Brot reichten aus, um dies zu ändern. Bei unserer Weiterreise am nächsten Tag in Richtung Provinzhauptstadt hatten wir unendlich viele Zwischenstops einzulegen – glücklicherweise ist dieses Gebiet noch dünner besiedelt und obwohl es keine Büsche gab, hinter denen man sich hätte verstecken können, so doch viele Felsen und Steine. In unserer Unterkunft im
Städtchen Murghab spitzte sich die Sache dann im wahrsten Sinne des
Wortes merklich zu – es gab nur einen einzigen Donnerbalken, eine Holzhütte
mit einem Schlitz im Boden statt einem Loch, und dieser war nur ca. 7cm
breit. Völlig verzweifelt sah sich mein Vater nach – nicht vorhandenen – Alternativen um und beklagte sich bitterlich bei mir, die ich gerade einen Probsteier Herold las, daß der Schlitz im Boden viel zu schmal und er gerade mit seinem Magen-Problemchen einfach nicht zielsicher genug dafür sei. Betreten sahen wir uns an, bis ich eine Blitzidee hatte. Ich riet ihm, doch einen Herold mitzunehmen. Verständnislos blickte er mich an. Nun, der Trick ist im Grunde ganz einfach – man nehme eine Doppelseite Probsteier Herold, reiße wahlweise einen Schlitz am Knick heraus oder lasse sie ganz, lege sie auf den Fußboden im besagten Holzhäuschen, verrichte sein Geschäft, nehme dann die Ecken der Zeitung wieder auf und schubse das Blatt in das Loch im Boden…. Verblüfft und ziemlich
beeindruckt zog mein Vater ab und kam lobpreisend (auf seine schlaue
Tochter und den tollen PH), erleichtert und ruhigen Gewissens von der
immer noch sauberen Toilette zurück. Und so kam es, dass 90 %
meiner Probsteier Herolde der Monate Juli und August – zunächst
gelesene Exemplare, dann leider auch ungelesene (keine Zeit zum Lesen –
es war so aufregend im Pamir-Gebirge!) ihrer ultimativen und unserer
Ansicht nach besten Endverwertung im hinterletzten Winkel Tadschikistans
zugeführt wurden! Unsere
Reise führte uns noch weiter durch Kirgisistan, Usbekistan mit seinen
fantastischen Städten Samarkand und Buchara (wie in 1001 Nacht!) und
durch den Nordwesten Tadschikistans. Bis zum Schluss haben wir uns einige
Doppelseiten PH aufgehoben – und noch oft über deren entfremdete,
praktische Verwendung geschmunzelt. Noch einmal Danke an den Herold für die gute Hilfe bei unserem Abenteuertrip und ein Tipp an alle Leser: Nehmt Euch Eure Heimatzeitung mit in den Urlaub, man weiß nie, wozu das gut sein kann!!! Tanja Köhn Deutsche Botschaft Duschanbe
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So in etwa muß man sich die tadjikische Toilette vorstellen! |